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Stereoskopisches Sehen

Was bedeutet stereoskopisches Sehen? 

Unter stereoskopischen Sehen (griech. stereos = starr, scopein = sehen) versteht man bei einer funktionierenden, beidäugigen Betrachtung eines Objektes eine dreidimensionale Wahrnehmung, die man auch als Tiefenschärfe bezeichnet. Eine wichtige Voraussetzung für dieses stereoskopische Sehen ist die synchrone (gleichzeitige) Bewegung beider Augen.

Wie funktioniert stereoskopisches Sehen in unserem Hirn?

Im Normalfall schaut ein Mensch geradeaus in die Ferne, die Augen stehen parallel und liegen etwa 6,5 cm voneinander entfernt.  Beide Augen sehen die Umgebung getrennt, aber dennoch alles was vor uns und seitlich befindlich ist. Im Hirn müssen nun diese beiden, sich überschneidenden Bildeindrücke synchronisiert und zu einem ganzen Bild zusammengefügt werden. Wenn dies geschehen ist, erhält der Betrachter Informationen über die Entfernung und die räumliche Beschaffenheit des erblickten Objektes, auch darüber ob es glänzt oder farbig ist, wie die Konturen aussehen usw.. Dies geschieht automatisch und die jeweilige Erfahrungsbreite mit diesen Seheindrücken gestattet es den Betrachtern mehr oder weniger genaue Angaben (subjektive Eindrücke) über das Objekt zu machen.

Wie testet man das stereoskopische Sehen?

Man kann seinen Zeigefinger direkt vor die Nase, zwischen beide Augen halten. Man sieht 2 Finger, zum einen das Bild des rechten Auges und das Bild des linken Auges. Da beide Augen geradeaus in die Ferne schauen, liegt der Finger nicht im Fokusbereich und kann im Hirn nicht mit dem Bild in der Ferne verarbeitet werden: er erscheint also doppelt! Schließt man zuerst das linke Auge, so springt das Bild des Fingers nach links, schießt man das rechte Auge, dann springt das Bild des Fingers nach rechts. Die entstehenden Einzelbilder sind monokular und werden erst im Gehirn zu einem binokularem Bild verschmolzen.

Das stereoskopische Sehen kann uns auch täuschen

Wenn wir eine sehr lange Allee von Bäumen entlang sehen, haben wir den Seheindruck:

  • Am Ende der Allee ist die Strasse so eng geworden, dass wir nicht mehr weiterkommen.

Ebenso sehen wir gerade Parallelen, wenn wir z.B. in der 5. Etage auf einem Balkon stehen und schauen auf ein anderes Gebäude, dass diese Geraden über unseren Augen schräg ansteigen und unter unseren Augen schräg abfallen.

Hier erfährt das stereoskopische Sehen eine optische Täuschung, die nur unser Gehirn, mit unseren gemachten Erfahrungen als Täuschung lokalisiert. Es weiss, daß wir am Ende der Allee genauso weitergehen können wie bisher und die schrägen Linien in Wahrheit Geraden sind. Das stereoskopische Sehen ist an die Erfahrungen gebunden, die wir seit unserer Geburt machen und dieses lässt uns richtig die Entfernung zu Objekten schätzen und nicht daneben zu greifen, wenn ein Ball auf uns zugeflogen kommt. Bei zwei gleich große Bäumen, die aber weit auseinander stehen, erscheint uns der im Vordergrund sehr groß und der in der Entfernung sehr klein. Diese Unterschiede lernt ein Baby bis zum Erwachsenen nur durch Erfahrung richtig zu sehen.

Wann ist das stereoskopische Sehen gestört? 

Grundsätzlich sind für das stereoskopische Sehen zwei Augen erforderlich, damit kann man die Frage beantworten. Personen mit nur einem Auge können nicht stereoskopisch sehen, ebenso Personen, deren Sehzentrum im Hirn durch einen Unfall, Tumor oder eine Operation beschädigt bzw. zerstört wurde. Man nennt diesen Zustand dann „Blind trotz gesunder Augen“ (Homonyme Hemianopsie), da eben dieser Teil im Hirn, der für die Synchronisierung benötigt wird, fehlt.

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